Die erste Zeitkapsel der diesjährigen Herbst- und Mottoreise (Auf der Suche nach der Zeit...) wurde von der eigenen Familie in Spanien eröffnet. Das letzte Wiedersehen liegt mittlerweile zehn! Jahre zurück und wurde nie erneuert. Die Gründe und Argumente dafür / dagegen sind mannigfaltig. Das spielt aber hier und jetzt keine Rolle, denn es braucht erst (m)einen Motorradurlaub in Spanien, um genau dort weiter zu machen, wo damals aufgehört wurde. Wir haben viel und gut gesprochen. Es war ein schöner Abend und ein bewegender Abschied für mich. Dankeschön für eure Gastfreundschaft. Ich fahre weiter. Auf der der Suche nach der verlorenen Zeit. Ich bin mir sicher, ich werde weitere Momente finden und sie erkennen.
Entscheidend wird sein, den richtigen Moment zu erkennen, oder ihn ganz bewusst herbeizuführen. Ich bin genau deshalb wieder unterwegs... Nach meiner bisherigen Erfahrung gibt es in ganz Spanien im Straßenverkehr keine größere Herausforderung als die, nicht gegen einen Olivenbaum zu fahren. Das alleine reicht schon aus, die volle Aufmerksamkeit der Straße zu widmen. Wer die Stadt Malaga in Richtung Norden verlässt, muss sich in acht nehmen vor einem Bollwerk, mächtiger als die menschliche Vorstellungskraft es zulässt. Die übermächtige Präsenz der Olivenbäume ist für jemanden, dessen Existenz davon nicht abhängt, ab einer gewissen Zeit nicht mehr auszuhalten. Es ist gruselig, eintönig, unvermeidbar, nicht zu umfahren, ÜBERALL und ich meine wirklich ÜBERALL durchquert man(n) Olivenbaumplantagen, die kein Ende zu nehmen scheinen. Selbst dann, wenn Du glaubst die ganze Welt könnte sich jetzt beruhigt zurücklehnen, weil ja mittlerweile in jeder Handcreme Olivenöl verarbeitet wird, dann triffst du natürlich auch in der Region Extremadura auf diese Plage. Landschaftlich passiert dann nicht mehr viel. Jetzt ist es jedoch egal, ich habe mich genug aufgeregt. Für Motorradfahrer eine Katastrophe.
Glücklicherweise gibt es in Spanien tatsächlich noch Gegenden, die nahezu frei davon sind und einigen Nationalparks ihren verdienten Raum geben. Und genau hier trifft man des Bikers Paradies. Kurven, Landschaft, Tiere, Wasser, ... All' das, was eine Motorradreise wirklich ausmacht und in Erinnerung bleibt. Ich durchquere den "Parc Natural Sierra de Hornachuelos" und die Sierra Morena. Beides entschädigt ausgiebig für vorangegangenes Leid. Mein Tagesziel lautet Zafra. Für einen schlappen Kurs bekomme ich in einer Top Lage ein tolles, einwandfreies Hotel an einem verkehrsberuhigten Calla Major. Ein tolles Abschluss nach einer wechselhaften Streckenführung. Der gestrige Tag hat mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, wie interessant Reisen wird, wenn man aufmerksam und ohne Eile unterwegs ist. Ich habe mir die ZEIT genommen und gefragt, zugehört und mitgemacht. Doch der Reihe nach...
So geschehen gestern, an einer der vielen Schnellstraßen, die über viele Kilometer nur ermüdend geradeaus führen und die zu deutlich schnellerer Fahrweise verleiten, als es die hiesige StVO zulässt. Wer trotzdem zurückhaltend unterwegs ist und seinen Blick auch mal abseits des topfebenen Asphaltbandes ruhen lässt, dem fällt auf das anscheinend auch zu dieser Zeit Oliven geerntet werden. Ich rolle langsam an den Straßenrand, suche Blickkontakt und rufe dem netten Herrn, der freundlich winkt, ein lautes "Hola" zu. Er hebt den Daumen und erwidert meinen Gruß. Prima, das Eis ist gebrochen. Also ein paar Meter zurück und die Zufahrt zu seinen Acker gesucht. Der Rest ist so emotional, wie schnell erzählt. Ich parke neben seinem Fahrzeug und frage, ob ich ihn bei der Arbeit filmen bzw. fotografieren darf. Mich interessiert die Tätigkeit enorm. Er spricht perfekt englisch, reicht mir die Hand, nennt seinen Namen und führt mich zu "seinem" Baum. Er zeigt mir wie es funktioniert und drückt mir anschließend den "Olivenschüttler" in die Hand. Obwohl er herzlich lacht, mache ich meine Sache wohl gut, denn anschließend machen wir gemeinsam Pause, teilen sein Essen und trinken und reden über "Gott und die Welt". Er will sein Öl zukünftig unter dem weltweit respektierten Label "Made with German Motorbiker" vermarkten. Ich drücke ihm die Daumen...
Kurze Zeit später treffe ich in Medellín Marcos und Monica, die sich auch das "Castillo de Medellín" anschauen möchten. Man kommt über mein deutsches Nummernschild miteinander ins Gespräch und ich erfahre das Monica in München studiert hat. Damit öffnet sich ein Tor unendlicher Interessen und Fragen. Beide organisieren sich in Spanien für verunglückte Motorradfahrer, die wegen der schlechten Straßenverhältnisse, oder anderer Missstände (z.B. fehlende Warnschilder, ...) in Not geraten sind. Sie prangern Gemeinden und / oder Kommunen an und gehen gerichtlich dagegen vor. So viel in Kürze! Die ZEIT lief heute nur so davon. Aber sie wurde so sinnvoll und positiv verbraucht.
Alle Bilder dieser Seite sind mit der Selfie - Funktion des Handy erstellt. Ich bitte hier um Nachsicht. Aber ansonsten gibt es ja keine eigenen Bilder einer Reise.
Als ich gestern geweckt wurde war es nicht das Klopfen einer reizvollen Zimmer- und Servicekraft an meiner Zimmertür, sondern das der Regentropfen an meiner kleinen Balkontür, mit dem grandiosen Ausblick auf den Plaza Mayor des Ortes Trujillo. Der folgende Blick auf die WetterApp verhieß nichts Gutes, was sich im Laufe des Tages aber als "halbwegs falscher Alarm" herausstellte. Meine besonderen Highlights des Tages waren die Durchquerungen der Nationalparks "Monfragüe" und "Reserva Natural Garganta de los Infiernos". Das Wetter stand den ganzen Tag auf des Messers Schneide, war wechselhaft, aber nie so unangenehm als müsste man alles abbrechen. "Eigentlich". Feucht, frisch, aber nie nass. Ihr kennt das, oder? Der wohl spektakulärste Aussichtspunkt des Nationalparks "Monfragüe" befindet sich an einer Stelle, an der der Fluss Tajo durch einen Einschnitt an einem großen Felsen vorbei fließt. Von dort hat man einen idealen Blick auf einen Felsen namens Salto del Gitano. Auf ihm pausieren viele der im Park lebenden Gänsegeier, Mönchsgeier und Schmutzgeier. Ich habe mich bei der Einfahrt in den Park zunächst nur über die große Anzahl an Hinweisschildern mit den Symbolen der o.g. Raubvögel gewundert. Ein zufälliger Blick in den Himmel faszinierte mich dann so sehr, dass ich mich bei nächster Gelegenheit rücklings auf den Boden legte, um uneingeschränkt das Schauspiel dort oben beobachten zu können. "Hunderte" von Geiern nutzten die kräftigen Winde der Berge um lautlos ihre Bahnen zu ziehen. Faszinierend! Die o.g. Aussichtsplattform bietet fast spürbaren Kontakt zu den großen Tieren am Himmel. Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort verweilt habe. Ein Grund war zumindest das belgische Ehepaar mit dem Fernglas auf dem Stativ, welches mich eingeladen hat da mal durchzuschauen um die Tiere zu sehen, die ansonsten wegen ihrer grauen Farbe in den Felsen nicht zu erkennen wären. Großes Kino!
Die Fahrt von Cuacos de Yuste nach Plasencia war eine besonders spektakuläre. Sie war so besonders wegen der Überquerung des Nationalparks, der grandiosen Herbstfärbung der Natur, im Zusammenhang mit den tief hängenden Wolken und dem Schauspiel, was jedem "Bergfahrer" auf dem Motorrad bekannt sein dürfte. Bis hin zu Blindfahrten im Nebel, wenn die Wolken die Bergspitzen streifen. Mir ist während der ganzen Kilometer keine andere Person begegnet. Das dicke Lagen von Laub und die haarigen Schalen der Kastanien das Fahren nicht flotter und entspannter gemacht haben, wird jedem Motorradfahrer nachvollziehbar einleuchten. Ich fand das so gefährlich und zeitraubend, dass ich vorsichtshalber bei meinem Schutzengel angeklopft habe. Meinem Reisemotto folgend, habe nicht nur Zeit gefunden Fotos zu knipsen, nein, ich habe mich trotz des bescheidenen Wetter sogar motiviert Motive zu arrangieren und mir mehr ZEIT zu nehmen, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Von der ZEIT für neue und ergiebige Gespräche mit dem belgischen Ehepaar einmal angesehen. Alles lief nach Plan. Die ZEIT war mit mir, das Wetter leider nicht...
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Auf der Suche nach meiner ZEIT fahre ich langsamer, ich gehe langsamer und ich schaue mich mehr um. Ich stelle Fragen, suche Kontakte, versuche zu verstehen. So ergibt es sich unterwegs immer wieder, dass ich einfach mal von der Hauptstraße abbiege weil mich etwas interessiert, oder ich etwas verstehen möchte. Oft ist es "nur" ein Fotomotiv. Mit Begleitung, geschweige denn in einer Gruppe, wäre das Vorgehen schwer, bis gar nicht umsetzbar. Heute eiere ich also wieder so durch das wunderbare Spanien, umfahre einen Stausee und sehe rechter Hand eine Brücke, die nicht nur "lost" aussieht, sie erscheint auch nicht auf dem Display meines Navis! Aha! Neugierig! Gut investierte ZEIT. Ich folge meiner o.g. Vorgehensweise und der Straße, die nach kurzer Zeit keine mehr ist. Anstelle eines Stoppschildes, nur der Hinweis auf eine Sackgasse. Sackgassen sind für Motorräder oft gar keine... Gesperrt ist sie sicherlich trotzdem, denn es fehlt jedwede Sicherung. Ein Hinweis geht jedoch. Der Sturm ist hier unerträglich. Alles wird dreifach verstaut, denn wenn es fliegt. Ich verbringe eine Ewigkeit auf dieser Brücke, ich fotografiere nicht nur mit dem Handy. Der Wind macht mich fertig, die ZEIT ist egal. Ewigkeiten verbringe ich in dieser Einsamkeit. Ich sitze auf der Brüstung. Ich fühle mich gut, bin ein Superheld. Heute alles richtig gemacht.
Mittlerweile ist man ja schon enttäuscht wenn nicht jeden Tag etwas besonderes passiert. Manchmal ist es aber genau dieses süße Nichts, welches einen erdet. Und ja, ich fahre einfach nur. Ich lasse heute ein paar Bilder sprechen, denn irgend etwas passiert ja immer und kommentiere sie gerne für euch. Vielleicht ein paar Sätze zum Wetter. Mir war bewusst das ein November, egal wo, nicht ohne Überraschungen bleibt. Die Temperaturen sind angenehmer, die Regentage nehmen aber zu. Bisher alles kein Problem. Nachts und morgens häufig Regen. Dann ist alles feucht, aber der große Regen bleibt aus. Mal hier Schauer, mal dort ein Flecken blauer Himmel. Ein wilder Mix aus allem. Einen Regenschauer, wie alle Motorradfahrer ihn fürchten, ist bisher ausgeblieben. Mal war die Kleidung nass, dann trocknete sie der Fahrtwind. Alles nicht neu. Was mich aber richtig angewidert und misslaunig gemacht hat, war der Sturm aus allen Richtungen und in allen Windstärken. An ein entspanntes Fahren war nicht ansatzweise zu denken. Mitunter kommt mir das Adjektiv "lebensgefährlich" und den Sinn. Was mich jedoch für ganz viele widerliche Wutausbrüche entschädigt hat, war das Spektakel, wie sich die Natur und ganz besonders der Himmel immer wieder neu präsentiert hat. Für jemanden der fotografieren möchte, ein großer Fundus an immer wieder neuen Formationen, die ich bei 40°C und kontrastloser Umgebung vergeblich suchen werde. Wenn ich also - so wie beschrieben - auf der nicht existierenden Brücke stehe und sowohl Wasser und Wind aus allen Rohren feuern, dann ist das Wort "imposant und furchteinflößend sparsam ausgedrückt. Hört man mich meckern? Ein klares "Nein".
Meine diesjährige Herbstreise mit dem Motorrad hat ihr Ende erreicht. Es ist ZEIT, möchte man jetzt sagen. Ich sage, ich unterbreche meine Leidenschaft für eine Weile. Ich habe genau das realisiert was ich mir vorgenommen habe. Die Übernachtungen in den angesprochenen Orten waren mir sehr wichtig, sonst hätte ich Runde nicht geschafft. Jeder einzelne von ihnen wäre einen größeren Aufenthalt wert gewesen. Der Rest war ausschließlich geprägt von der Spontaneität und dem Freiraum, sofort alles umwerfen zu können. Habe ich jetzt ZEIT gewonnen, bzw. sie anhalten können? Natürlich nicht, ich bin ja kein dummer, verklärter Weltverbesserer. Da die ZEIT jedoch unweigerlich weiterläuft, ist es schön zu wissen, das Beste für mich herausgeholt zu haben. Ich habe auch hier wieder nur herzliches Willkommen erfahren. Man grüßt allenthalben und möchte mit mir sprechen, aber spanisch? "No hablo el idioma".
Den Track dieser Tour kann man im Bereich Downloads herunterladen...
Auf der Karte sind an einigen Stellen so genannte Pins zu erkennen. Diese Pins sind Highlights oder besondere Hotspots, die wir zu Hause festgelegt haben und sowohl Sehenswürdigkeiten als auch unser Hotel vor Ort zeigen können. Für weitergehende Informationen muss man dann bitte die Datei in ein Navigationsprogramm laden und vor Ort schauen was dort gezeigt wird.
Dort habe ich übernachtet: Motril, Zafra, Trujillo, Plasencia, Guadalupe, Palma del Rio, Palma del Rio, Torremolinos